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Struve: ARD- Schleichwerbungsskandal war harter Tobak

Verfasst: 29. Dezember 2005 17:46
von techno-com
[ab] München - Das Thema Schleichwerbung in der ARD-Vorabendserie "Marienhof" löste einen der größten Skandale in der Geschichte der ARD aus.

ARD-Programmdirektor Günter Struve sieht die Schleichwerbungsaffäre bei der Bavaria zweifelsfrei als "größten Brocken" des vergangenen Jahres an. Besonders gravierend sei, dass Schleichwerbung jahrelang unentdeckt blieb, und mit welcher Perfidie Themen-Placements vor allem in der Serie "Marienhof" eingesetzt wurden. Struve: "Hätte man mich vor einem Jahr gefragt, ob ich mir so etwas vorstellen kann, hätte ich geantwortet: Nein, das gibt es bei uns garantiert nicht. Dass die Schleichwerbung mit dieser Konsequenz betrieben wurde, ist für mich das einschneidendste und auch negativste Berufserlebnis des Jahres 2005." Das sagte er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur ddp.

Auf die Frage, welche Maßnahmen gegen Schleichwerbung die ARD eingeleitet hätte und ob diese Wirkung zeigten, antwortete Struve, dass allein die prophylaktische Wirkung schon enorm sei. Jeder Produzent wüsste, dass er mit schlimmsten Sanktionen rechnen müsste. In Zweifelsfällen, so Struve, gibt es Mitarbeiter, die Sendungen noch einmal mit einem besonders geschulten Auge anschauen.

Struve sieht das Thema Schleichwerbung für die ARD als abgehakt und ist sich sicher, dass es "in dieser Systematik, Bandbreite und Größenordnung für lange, lange Zeit kein Thema" mehr sein werde. Auf die Frage, ob er sich Sendungen immer noch viel misstrauischer ansehe, weil er ja auch ins Visier der Debatte und Kritik geraten war, sagte Struve: "Wenn ich mir jetzt Folgen anschaue, von denen ich weiß, dass fünf Dialoge gekauft sind, liegt meine Trefferquote bei maximal 50 Prozent - so unaufdringlich perfide ist die Schleichwerbung beim "Marienhof" gewesen. Ich bin seit über 20 Jahren Programmdirektor, und Schleichwerbung ist ja kein ganz neues Thema. Ich habe immer mit einem kritischen Auge geschaut, jetzt schaue ich mit zwei kritischen Augen."


Quelle: http://www.digitalfernsehen.de vom 29.12.05