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WM beschert Fernsehsendern Rekordquoten

Verfasst: 7. Juli 2006 17:06
von techno-com
[jv] Köln - Die Gewinner im ganzjährigen Quoten-Wettlauf der Sender dürften am Sonntag bereits feststehen: Wenn der Abpfiff zur WM 2006 in Berlin erfolgt, sind ARD, ZDF und RTL nach den Rekordquoten ihrer WM-Übertragungen von der Konkurrenz in diesem Jahr wohl nicht mehr einzuholen.

Von dem Erfolg der Fußball-Weltmeisterschaft profitierten die Sender generell - und hoffen, dass der Erfolg noch ein wenig anhält.

Dass die WM herausragende Quoten bescheren würde, hatten die TV-Analysten erwartet. Überraschend war für Susanne Kayser, die die ZDF-Medienforschung leitet, allerdings, dass der mit über 31 Millionen Zuschauern gemessene historische Fernseh-Höchstwert bereits beim Halbfinale erreicht war - und nicht erst beim Finale. Und auch, dass so viele Frauen die Spiele der deutsche Equipe verfolgten, hatte sie nicht erwartet.

Je größer das Ereignis, desto stärker bilde die Zuschauergruppe den Querschnitt der Bevölkerung ab, sagte Kayser im Presse-Gespräch. Aber bei Deutschland-Italien hätten 1,5 Millionen mehr Frauen als Männer das Spiel verfolgt. Normalerweise betrage das Verhältnis Männer zu Frauen bei Sportsendungen rund 60:40. "Das gab es so vorher auch noch nie", betonte Kayser.

Von dem großen Erfolg profitieren nach Einschätzung Kaysers auch die Moderatoren. Für Johannes B. Kerner, Jürgen Klopp und Urs Meier im ZDF sei die hohe Zuschauerbeteiligung auf alle Fälle ein Imagegewinn. Vor allem junge Zuschauer, die der Sender normalerweise händeringend sucht, könnten Kerner etwa als sympathischen Moderator entdeckt haben. Allerdings müsse die Sendung die so geweckten Erwartungen auch einlösen, betonte Kayser. Ob Kerners andere Formate direkt nach der WM also mehr Zuschauer verbuchen, sei abzuwarten. "Dauerhaft wird der Erfolg der WM nicht automatisch auf andere Programmangebote übertragen", sagte Kayser.

Für ARD-Medienforscher Stephan Geese liegt der große Gewinn der Übertragungen für seinen Sender auch darin, sich während der WM jenen Zuschauergruppen präsentieren zu können, die sonst wenig Bezug zum öffentlich-rechtlichen Fernsehen hätten. Mit dem "Rückenwind der WM" erhoffe sich die ARD deshalb eine "langfristige Wirkung", sagte Geese. Allerdings blieben die Zuschauer erfahrungsgemäß nicht automatisch nach der WM bei einem Sender. Schnell schlügen "reguläre Gewohnheiten" durch.

Mehr Zuschauer registrierten die Nachrichtensendungen in den Spielpausen - bei ZDF, ARD und RTL. "Die WM war der größte Gesamterfolg nicht nur der Abteilung Sport, sondern auch für den Sender RTL", bilanzierte sein Sportchef Manfred Loppe am Freitag. Die Quoten seien auch bei den Nachrichtensendungen mit den WM-Blöcken herausragend gewesen.

RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer ist überzeugt, dass sich die Übertragungen für das Image des Senders auszahlen. Jetzt hoffe man, dass die positive Sender-Präsentation auf einer Freiluftbühne nahe des Brandenburger Tors bei den Live-Übertragungen auf die Nach-WM-Zeit "abfärbt". Eine Prognose, ob der Sender damit längerfristig neue Zuschauer an sich binden könne, wollte Bolhöfer aber nicht wagen.

Der Zuspruch der Zuschauer lässt sich neben der Quote an den direkten Zuschauerreaktionen ablesen. Die vom WDR eingerichtete ARD-Hotline registrierte seit Start am 16. Mai bis Mittwoch fast 11 000 Anfragen per Mail, Telefon oder Post. Allein beim Viertelfinalspiel Deutschland-Argentinien gingen laut Sender 333 Anrufe ein. Die meisten Anfragen betrafen Spielmodalitäten oder Moderationen. Ein Krankenpflegeschüler allerdings bat um ein Zeitlupen-Video, dass eine Verletzung des englischen Spielers Michael Owens zeigte - "zu persönlichen Zwecken".


Quelle: http://www.digitalfernsehen.de vom 7.7.06