[fp] Berlin - Nach dem Verlust der TV-Übertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga ab der Saison 2006/2007 geht der Bezahlsender Premiere nun juristisch gegen den neuen Rechteinhaber vor - Rummenigge verteidigt DFL-Auswahl - Bahn will Namensrechte kaufen.
Premiere reichte vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf Klage gegen die Fusion der Kabelnetzfirmen Ish und Iesy zu Unity Media ein, wie Senderchef Georg Kofler in einem Interview sagte. Ziel sei, dass die Genehmigung der Fusion vom Bundeskartellamt rückgängig gemacht werden müsse. Die Pay-TV- und Live-Rechte waren von der Deutschen Fußball Liga (DFL) an die Sportrechteagentur Arena vergeben worden, die unter Führung von Unity Media steht. Der Vorstandschef des FC Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge, verteidigte diese Entscheidung.
Kofler führte kartellrechtliche Bedenken an, wenn Netz und Inhalte in einer Hand sind. Es gebe dann eine "vertikale Integration von marktbeherrschenden Stellungen", bei denen Premiere als reines Fernsehhaus einen Nachteil habe. "Wir kämpfen mit ungleichen Waffen", sagte Kofler.
Anders als vom Kartellamt angenommen, mache der mit Unity nun entstandene zweite große Kabelbetreiber dem Marktführer Kabel Deutschland keine Konkurrenz. Beide wollten im Gegenteil bei der Bundesliga-Vermarktung zusammenarbeiten. Zum Netzmonopol komme damit noch ein gewisses Monopol auf die Inhalte hinzu. "Das ist ein evidenter Wettbewerbsnachteil für ein pures Fernsehhaus wie Premiere", kritisierte Kofler.
Rummenigge verteidigte die Auswahl der DFL, die pro Saison 420 Millionen Euro erhält. "Das ist doch immer so - wenn jemand neu ist, muss man Vertrauen haben", sagte er mit Blick auf Arena. Die DFL und er sähen da keine Probleme. Rummenigge, der 500 Millionen angestrebt hatte, fügte hinzu, er sei zwar mit seinen finanziellen Prognosen "nicht ganz am Ziel angelangt". Aber in der Liga seien sich alle darüber einig gewesen, "dass wir die 'Sportschau' aus gesellschaftspolitischen Gründen erhalten wollen und dafür auch auf Geld verzichten".
Kofler kritisierte dagegen, "das marktwirtschaftliche freiwillige Bezahlfernsehen" habe gegen das "staatswirtschaftliche Zwangsbezahlfernsehen" verloren. Die Kosten für die "Sportschau" seien eine "absurde Verwendung öffentlicher Gebühren für ein hochkommerzielles Produkt".
Neben Arena waren bei der Rechtevergabe auch wieder die ARD ("Sportschau"), das ZDF ("aktuelles Sportstudio") und das Deutsche Sport-Fernsehen (DSF) bei den Free-TV-Rechten zum Zuge gekommen. Die Internetrechte gingen an die Deutsche Telekom, die Auslandsrechte an den Sportwettenanbieter Betandwin.
Die "Bild am Sonntag" berichtete unterdessen, dass die Deutsche Bahn Interesse an den Namensrechten der Bundesliga hat, die an einen Sponsor verkauft werden sollen. Die DFL führe seit Monaten Gespräche mit Groß-Unternehmen, und "besonders gut und intensiv" seien sie mit der Bahn gewesen. Nach Angaben der Zeitung fordert die DFL annähernd 50 Millionen Euro pro Saison.
Quelle:
http://www.digitalfernsehen.de vom 26.12.05