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Verständnisfrage zum Potentialausgleich

Verfasst: 25. Juni 2019 13:06
von MillsWood
Hallo miteinander,

nachdem ich das Forum durchstöbert und viele praktische Beispiele zum Thema "Erdung und Potentialausgleich" durchgelesen habe, hat sich bei mir doch ein Verständnisproblem entwickelt. Aus dem sehr hilfreichen Beitrag "Erdung Satellitenanlage / Antennenmast + Potentialausgleich" habe ich gelernt, dass bei einer Installation der Sat-Anlage im geschützten Blitzschutzbereich die Erdung nicht vorgeschrieben/erforderlich ist. Auch der Potentialausgleich ist im Blitz geschützten Bereich nicht erforderlich, jedoch ratsam.

Meine erste Anlaufstelle für das Thema rund um "Erdung und Potentialausgleich" war wie bei Vielen Google. Dort habe ich einige Beiträge gelesen, in denen steht, dass der Potentialausgleich immer gemacht werden muss. Ein Beispiel dafür, ist das Interview mit Herrn Raphael vom Ausschuss für Blitzschutz und Blitzforschung auf Satvision. Dort erklärt er, dass bei Montagen von Sat-Anlagen im geschützten Bereich, bei denen eine Erdung nicht erforderlich ist, trotzdem "(...) auch für Antennenanlagen im geschützten Bereich ein Potentialausgleich geboten (...)" sei.
Quelle: https://satvision.de/ratgeber-und-works ... pfang-1878

In einem Youtube-Clip vom Kanal "KurzundSchluss" erklärt der Experte, dass auch bei einer Satelittenanlagen-Installation im geschützten Blitzschutzbereich "(...) trotzdem die Leitung, die in das Haus einführt, in den Potentialausgleich mit einbringen muss (...)".
Quelle:

(bei Minute 4:41)

Als Neuling bin ich mit dem Thema noch nicht so vertraut wie andere. Aber sind die Aussagen der beiden genannten Experten über die Pflicht des Potentialausgleichs im geschützten Bereich als dringende Empfehlungen zu verstehen, oder habe ich ein Verständnisproblem und bringe verschiedene Themen durcheinander?

Hoffentlich können Sie mir helfen. Danke!

Re: Verständnisfrage zum Potentialausgleich

Verfasst: 25. Juni 2019 15:48
von techno-com
Es ist alles recht einfach zu erklären ...

EGAL was andere schreiben, meinen, denken oder meinen zu wissen ... es zählt was unter Erdung Satellitenanlage / Antennenmast + Potentialausgleich erklärt ist (und in hunderten weiteren Beiträgen hier im Forum oder in Fachforen dazu ...).

Aber hier noch ein YouTuber der versucht etwas zu erklären und dabei Sachen erklärt die sogar den Norm-Gemien neu sein dürften:
SAT-Planung für Neubau

Re: Verständnisfrage zum Potentialausgleich

Verfasst: 25. Juni 2019 17:21
von Dipol
MillsWood hat geschrieben: Als Neuling bin ich mit dem Thema noch nicht so vertraut wie andere. Aber sind die Aussagen der beiden genannten Experten über die Pflicht des Potentialausgleichs im geschützten Bereich als dringende Empfehlungen zu verstehen, oder habe ich ein Verständnisproblem und bringe verschiedene Themen durcheinander?
Herr Raphael ist als Geschäftsführer des ABB im VDE ein kompetenter Mann und so lange es nicht um seine Gilde der Amateurfunker geht, nutzt er auch keine Spielräume, welche die Normen überhaupt nicht hergeben. :1116

Im Youtube-Video ist beispielsweise an dieser Darstellung
Feherhafte Darstellung des PAs bei Dachantennen. Der PA-Leiter MUSS mit dem geerdeten Antennenträger verbunden sein.
Feherhafte Darstellung des PAs bei Dachantennen. Der PA-Leiter MUSS mit dem geerdeten Antennenträger verbunden sein.
unverkennbar, dass der Vortragende von Kurz und Schluss die damals für Antennentechnik maßgebliche Norm nicht gelesen hatte. Der Anschluss des 4 mm² PA-Leiters nur an der HES ist weder mit der damaligen noch der aktuellen DIN EN 60728-11 (VDE 0855-1) normkonform. Auch ist die abgebildete HES normwidrig, da nach aktuellem PDF nur noch für Klasse N = 50 kA zertifiziert, wobei der Prüfvorgang auf die äußeren Klemmen für Band- und 8-10 mm Rundstahl beschränkt war.

Nach aktuell gültiger DIN EN 60728-11 (VDE 08551):2019-02 ist nunmehr aber auch ein nicht schleifreier PA mit Anschluss am Antennenträger UND zusätzlicher Vermaschung an HES oder einem PE (nicht PEN!) zulässig. Zu einem innen mit gefährlichen Näherungen verlegten Erdungsleiter noch parallel einen weiteren PA-Leiter einzuziehen, ergibt keinen Sinn.

Über das Eigenlob zur Einleitung, Satellitentechnik vom Feinsten, kann man schmunzeln. Wenn das Video dazu beiträgt, dass Antennen nicht völlig ohne Erdung und PA ausgeführt werden, macht es trotz der Falschdarstellungen Sinn.

Nach IEC 60728-11 bzw. der deutschen Ausgabe DIN EN 60728-11 (VDE 0855-1) sind bei nicht erdungspflichtigen Fassadenmontagen Antennenanlagen auch vom PA befreit, sofern:
  • Nur eine Wohneinheit angeschlossen ist und
  • die Summe der Ableitströme aller Endgeräte ≤ 3,5 mA(eff) beträgt
Die Schutzwirkung der Blitzschutzzone LPZ 0B im "Schatten" von Blitzschutzanlagen oder getrennten Fangeinrichtungen ist durch Hochspannungslabore vielfach nachgewiesen. Einen Nachweis, dass die in einer alten VDE 0855 Teil 1 von 1971 für "Fensterantennen" willkürlich erfundenen 2 m Abstand unterhalb von Dachrinnen/Dachkanten und max. 1,5 m Wandabstand eine vergleichbare Schutzwirkung haben, ist bislang ein unbewiesener Mythos, auch wenn das seit 48 Jahren normativ unterstellt wird. :1132

Re: Verständnisfrage zum Potentialausgleich

Verfasst: 25. Juni 2019 22:03
von MillsWood
Danke für die Antworten.

Ich werde mich an das halten, was in "Erdung Satellitenanlage / Antennenmast + Potentialausgleich" steht:

"Wenn aber die Antenne im gesicherten Blitzschutzbereich installiert wurde und kein Blitzschutz durchzuführen ist, sie also nur aus Sicherheitsgründen (ein PA ist prinzipiell IMMER zu empfehlen da er eine Sicherheitsvorkehrung ist und auch viele Endgeräte, vor allem Flachbildfernseher mit integriertem Tuner, massiv Probleme machen können wenn kein PA erstellt wurde) bzw. aus Gründen der wohnungs-/hausübergreifenden Installation den PA durchführen wollen/müssen dann gibt es ja kein Blitzschutzkabel am Antennenmast .... man muss dann die Erdungsblöcke direkt an der HES anschließen."