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Kabel BW und Unitymedia: Keine neuen HD-Kanäle von ARD + ZDF

Verfasst: 10. Mai 2012 07:09
von techno-com
Kabel BW und Unitymedia: Keine neuen HD-Kanäle von ARD und ZDF

Auch bei den Kabel-Deutschland-Konkurrenten Unitymedia und Kabel BW kommt keine Bewegung in die Einspeisung der zehn neuen hochauflösenden Kanäle von ARD und ZDF. Beide Anbieter erklärten gegenüber DIGITALFERNSEHEN.de, seit der letzten Anfrage im Januar hätten sich keine neuen Entwicklungen ergeben.

"Wir möchten unseren Kunden immer mehr attraktive HD-Inhalte anzubieten, und zwar sowohl der öffentlich-rechtlichen als auch der privaten Sender", betonte Kabel-BW-Sprecher Maurice Boehler auf Anfrage der Redaktion und verwies auf das mittlerweile auf 41 hochauflösende Kanäle angewachsene digitale Programmangebot im baden-württembergischen Kabel. Für die kommenden Monate plane man zudem die Aufschaltung weiterer Angebote.

"Derzeit bemühen wir uns auch um die Einspeisung der zusätzlichen HD-Programme von ARD und ZDF", versicherte der Sprecher weiter. Grundlage für die Verbreitung sei ein so genannter Einspeisevertrag, der allerdings lediglich für die bereits seit Februar 2010 verfügbaren Angebote Das Erste HD und ZDF HD geschlossen worden sei, "für die neuen HD-Kanäle aktuell nicht".

Auch Boehler verwies, wie am Dienstag bereits sein Kollege Marco Gassen von Kabel Deutschland, auf die von den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten angekündigte Einstellung der Zahlungen an die großen Kabelnetzer ab 2013 als Grund für die fehlende Einigung: "Während die öffentlich-rechtlichen Sender die Kosten für die Verbreitung bei Satellit und DVB-T aus Gebührengeldern finanzieren, wollen sie die Kabelkunden diesbezüglich benachteiligen. Im Interesse unserer Kunden lehnen wir diese Ungleichbehandlung von Gebührenzahlern ab."

Bei der ebenfalls zu Liberty Global gehörenden Unitymedia wollte sich ebenfalls kein Geschätsführer oder leitender Manager zu der von Kunden kritisierten Geschäftspraktik, Zuschauern die zehn HD-Sender von ARD und ZDF vorzuenthalten, äußern. Auf mehrfache Nachfrage hieß es von Unternehmenssprecher Johannes Fuxjäger lediglich: "Die Beantwortung Ihrer Fragen durch einen Manager würde inhaltlich dem Ihnen zugegangenen Statement entsprechen und daher keinen Mehrwert bieten."

Davon abgesehen verschanzte sich Unitymedia hinter einer nahezu wörtlich identischen Stellungnahme wie Kabel BW - die Fusion beider Unternehmen scheint sich damit auch auf die Arbeit der Presseabteilungen auszuwirken. Fuxjäger wiederholte außerdem frühere Vorwürfe an die gebührenfinanzierten Sendeanstalten, wonach diese "Raubbau" an Infrastrukturen wie dem Kabel betrieben.

"Es ist nicht nachzuvollziehen, warum ARD und ZDF jährlich rund 300 Millionen Euro für ihre Verbreitung über eine Nischentechnologie wie DVB-T zahlen, die einen Bruchteil der Verbraucher vorsorgt, während eine Infrastruktur, die durch ihre Investitionen in Breitbandausbau, Kapazitäten und Innovationen einen Beitrag zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands leistet, gleichzeitig leer ausgehen soll", schwang Fuxjäger das Zepter seines Arbeitgebers.

Daran wird deutlich, dass die drei großen deutschen Netzbetreiber zwar mit verbaler Vehemenz für den Erhalt der derzeit von ARD und ZDF gezahlten Einspeisegebühren in Höhe von rund 60 Millionen Euro jährlich kämpfen, bei der Durchsetzung der Ansprüche ihrer zahlenden Abonnenten diese Entschlossenheit hingegen vermissen lassen. Der rhetorische Kunstgriff, die fehlende Einspeisung der zehn attraktiven HD-Sender als Wahrung der Kundeninteressen zu verkaufen, wie Kabel BW es tut, erscheint dabei eher wie eine Flucht nach vorn.


Quelle: http://www.digitalfernsehen.de vom 09.05.2012, 11:33 Uhr, ar