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[jv] München- Es sah fast schon so aus, als sei der Kripo-Assistent Harry Klein die Rolle seines Lebens.

Der Satz "Harry, hol' schon mal den Wagen", bescherte Fritz Wepper Kultstatus, dabei standen diese Worte nicht ein einziges Mal in einem "Derrick"-Drehbuch.

Nach dem Ende der weltweit erfolgreichen Krimiserie vor acht Jahren hätten viele mit Häme gefragt: "Und was macht der Wepper jetzt?", erinnert sich der Schauspieler. Er hat weitergemacht und zählt zu den gefragtesten Darstellern im deutschen Fernsehen. "Heute lebe ich von einem Koffer in den anderen, reise von einem Drehort zum nächsten", sagte er der Zeitschrift "Gong". Am Donnerstag feiert Wepper seinen 65. Geburtstag.

Auch wenn er sich nicht wie 65 fühle, habe das Alter für ihn als Schauspieler doch einen besonderen Reiz: Durch neue, spannende Erfahrungen "wird mein Spiel facettenreicher und intensiver", sagte er in dem "Gong"-Interview. Gab Wepper sich als Assistent Harry Klein meist ernsthaft und aufgeräumt, begeisterte er die Zuschauer zuletzt vor allem mit seinem komödiantischen Talent. Im Schnitt 7,5 Millionen Zuschauer schalteten ein, wenn er sich als schlitzohriger Bürgermeister Wöller in der ARD-Serie "Um Himmels Willen" mit Ordensschwester Lotte (Jutta Speidel) in den Haaren lag. Wepper wurde mit dem Deutschen und dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet und genießt die Rolle: "So grantig zu sein und dafür noch bezahlt zu werden, das ist ein hohes Vergnügen."

Angefangen hat die Karriere des gebürtigen Münchners schon in jungen Jahren. Bereits mit neun Jahren wirkte Wepper in Kindersendungen beim Bayerischen Rundfunk mit. Sein Theaterdebüt gab er zwei Jahre später (1952) in dem Kinderstück "Peter Pan" am Münchner Staatstheater. "Dafür gab es unglaubliche 25 Mark Gage - ich habe mich gefühlt wie ein Multimillionär."

Auch sein drei Jahre jüngerer Bruder Elmar kam früh zu diesem Beruf. "Die Schauspielerei hat uns beide schon als Kinder fasziniert. Wir waren oft mit unserer Mutter im Theater und haben zu Hause in der Küche Kasperletheater aufgeführt", sagte Wepper in der Zeitschrift.

Ersten internationalen Ruhm erlangte er mit 18 Jahren in Bernhard Wickis Antikriegsfilm "Die Brücke". Für seine Rolle im Film "Unternehmen Reiher" erhielt er 22-jährig den Bundesfilmpreis. 1972 schaffte er sogar den Sprung nach Hollywood, als er gemeinsam mit Liza Minnelli "Cabaret" drehte. Das anschließende Angebot für zwei Hollywood-Filme und ein Theaterstück am Broadway musste er allerdings absagen, weil er damals bereits als Harry Klein unter Vertrag war.

Kein deutscher TV-Polizist ermittelte auf dem Bildschirm länger als Harry. Schon bevor beim ZDF die erste Klappe für "Derrick" fiel, spielte Wepper ab 1969 sechs Jahre lang in der Serie "Der Kommissar" den Assistenten Klein.

In 281 "Derrick"-Folgen arbeitete Klein danach 24 Jahre lang unter seinem Chef Stephan Derrick (Horst Tappert). Unter dem "Zweite-Geige-Syndrom" habe er nie gelitten, betonte Wepper. Auch mit dem Satz "Harry, hol' schon mal den Wagen", der auf eine "Derrick"-Parodie von Harald Schmidt und Herbert Feuerstein zurückgeht, habe er "kein Problem".

"Derrick" wurde in über 100 Ländern ausgestrahlt, darunter auch in China und Saudi-Arabien. Als Tappert 1998 aus der Serie ausstieg, wurde über die Nachfolge debattiert. Wepper brachte sich selbst ins Gespräch. Doch Tappert sprach sich dagegen aus. Gemeinsam schlüpften die beiden 2004 dann doch noch einmal in ihre alten Rollen und vertonten einen "Derrick"-Trickfilm.

Mit seinem Bruder Elmar stand Wepper oft vor der Kamera, zwischen 1994 und 2001 etwa für die Krimiserie "Die Brüder". Seit 2002 gibt er in "Um Himmels Willen" den grantelnden Bürgermeister Wöller. Während seine Kollegin Jutta Speidel nach der fünften Staffel ausstieg, wird er in Kaltenthal weiter für Trubel sorgen. Die Dreharbeiten mit der neuen Nonne alias Janina Hartwig laufen bereits. Daneben dreht Wepper regelmäßig 90-Minüter fürs Fernsehen, besonders gern Komödien wie "Nicht ohne meinen Schwiegervater", "Ein Engel namens Hans-Dieter" oder aktuell die ARD-Komödie "Balthasar".

"Ich hätte selber nicht gedacht, dass ich nach Derrick in diesem Maße überbucht sein würde", freut er sich. "Meine Hauptsorge ist, wann ich Urlaub mache." Nach zwei Hüftoperationen kann der Schauspieler, der seit 1979 mit seiner Frau Angela verheiratet ist, wieder unbeschwert seinen Hobbys nachgehen: Golf spielen, Fischen und auf die Jagd gehen.


Quelle: http://www.digitalfernsehen.de vom 15.8.06