MTVs "Popetown" erregt Gemüter in Bayern

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[fp] München - Die vom Musiksender MTV geplante Ausstrahlung der umstrittenen Comic-Serie "Popetown" erregt in Bayern immer mehr die Gemüter.

Das erzbischöfliche Ordinariat München leitete inzwischen rechtliche Schritte gegen den Privatsender ein. CSU-Chef Edmund Stoiber forderte eine Verschärfung des Strafrechts und will damit die Beleidigung religiöser Gefühle künftig schärfer ahnden. Auch CSU-Fraktionschef Joachim Herrmann sprach sich für einen stärkeren rechtlichen Schutz religiöser Überzeugungen und Symbole aus. MTV hält unterdessen an der geplanten Ausstrahlung ab 3. Mai fest.

Der Sender wurde Angaben des Münchner Ordinariats zufolge aufgefordert, die vorgesehene Ausstrahlung sowie "bereits massenhaft verbreitete Werbung" für die Serie zu unterlassen. MTV wurde für die Unterzeichnung einer entsprechenden Unterlassungsverpflichtungserklärung eine Frist bis Dienstag eingeräumt.

Mit der Werbung wie auch mit der Serie verstoße der Sender gegen das im Grundgesetz wurzelnde Gebot, die Würde des Menschen zu achten, argumentierte der Anwalt des Ordinariats am Freitag. Auch wenn die Sendung "Popetown" als satirische Unterhaltung angesehen werden könnte, verstieße die Ausstrahlung gegen das Toleranzgebot und die zum Schutz der verfassungsmäßigen Ordnung und des Sittengesetzes erlassenen Gesetze. Die Kunstfreiheit sei im Grundgesetz zwar gewährleistet, jedoch nicht schrankenlos.

Stoiber sagte, er halte die geplante Zeichentrickserie für einen "üblen Angriff auf viele Menschen unter dem Deckmantel der Satire". Religiöse Symbole müssten besser vor Verunglimpfung geschützt werden. Ziel sei eine Verschärfung des entsprechenden Straftatbestandes. Die Schutzbedürftigkeit religiöser Gefühle habe unlängst der Streit um die Mohammed-Karikaturen deutlich gemacht, betonte Stoiber und fügte hinzu: "Moslems halten uns auch deshalb für Ungläubige, weil wir unseren Glauben nicht ausreichend leben und verteidigen."

CSU-Fraktionschef Herrmann kritisierte zudem die Werbekampagne für "Popetown". Besonders in der vorösterlichen Zeit würden die religiösen Gefühle der Christen damit verletzt. Wenn Integration in Deutschland und Europa gelingen solle, dann müsse respektvoller mit den religiösen Anschauungen aller Menschen umgegangen werden, forderte Herrmann. Er kündigte an, die CSU-Fraktion werde sich in der nächsten Sitzungswoche mit diesem Thema befassen.

Thema war die Kritik an "Popetown" auch bei den Karfreitagsprozessionen in Bayern. Der Münchner Weihbischof Engelbert Siebler sagte vor mehreren tausend Gläubigen in der Landeshauptstadt, MTV verhöhne "um billige Effekthascherei die Kirche Jesu Christi". Er fügte hinzu: "Kein anständiger Mensch lacht über das Leid anderer."

MTV-Programmdirektor Giglinger hingegen betonte, die Papst-Satire sei nicht übertrieben respektlos. "Letztendlich sind wir in Deutschland in der glücklichen Situation, in einem Land zu leben und zu arbeiten, in dem Meinungs-, Presse- und Kunstfreiheit es uns erlauben, auch kontroverse Formate im Programm zu haben", sagte er. Auf das Anzeigenmotiv für "Popetown", das einen vom Kreuz gestiegenen Jesus im Fernsehsessel unter dem Titel "Lachen statt rumhängen" zeigt, hatte MTV nach massiven Protesten verzichtet.

In "Popetown" sind nach Angaben des Musiksenders MTV ein "durchgeknallter Papst" und ein "krimineller Kardinal" unter anderem in "ungewollt-gewollte Todesfälle" und die Versklavung von Kindern verwickelt.

Quelle: http://www.digitalfernsehen.de vom 14.4.06