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[jv] Köln - Der Internet-Dienstleister T-Online fährt trotz des anhaltenden DSL-Booms nur mit angezogener Handbremse.

Zwar gewinnt die Telekom-Tochter weiter Kunden für schnelle Internetzugänge im großen Stil.

Gleichzeitig wartet Vorstandschef Rainer Beaujean jedoch ungeduldig auf die von Anlegerklagen ausgebremste Fusion mit dem Mutterkonzern. Nur dann könne T-Online attraktive Pakete aus Internetzugang, Telefon und Entertainment-Angeboten schnüren. Der Zusammenschluss ist jedoch weiterhin nicht greifbar.

Gegner der geplanten Rückführung von T-Online in den Mutterkonzern Deutsche Telekom unternahmen auf der Hauptversammlung am Donnerstag, die es nach der ursprünglichen Planung der Telekom schon nicht mehr geben sollte, einen Schritt gegen die Fusion. Sie beantragten die Bestellung eines Sonderprüfers mit dem Ziel, Schadenersatz zu erstreiten. Der Düsseldorfer Rechtsanwalt Toni Riedel, der Investoren vertritt, sagte, der Vorstand von T-Online und der von der Telekom dominierte Aufsichtsrat hätten sich missbräuchlich verhalten.

Die Verschmelzung, die auf der Hauptversammlung des vergangenen Jahres beschlossen worden war, diene allein den Interessen der Deutschen Telekom. Diese habe die Tochter absichtlich an der kurzen Leine gehalten und an der Entfaltung gehindert. Riedel beschuldigte die Telekom ferner, bei den Vorbereitungen für die Wiedereingliederung von T-Online - das Darmstädter Unternehmen war vor sechs Jahren an die Börse geführt worden - deren Aktienkurs negativ beeinflusst zu haben, um ein günstiges Umtauschverhältnis zu erzielen.


"Die außenstehenden Aktionäre werden so um über 150 Millionen Euro geprellt", sagte der Jurist. Die Kanzlei Riedel Dreier hat deshalb bereits voriges Jahr Anfechtungsklagen gegen die Fusion erhoben. Insgesamt liegen dem Landgericht am Sitz von T-Online in Darmstadt über 20 solcher Eingaben vor. Der Vollzug der Fusion ist deswegen blockiert. Der Vorstandsvorsitzende Rainer Beaujean beteuerte noch einmal die Notwendigkeit der Fusion.

Andernfalls könne man den Kunden nicht Produkte aus einer Hand anbieten, vor allem Kombi-Angebote aus Internet, Telefonie und Fernsehen, das so genannte Triple Play. Der Telekom-Vorstandsvorsitzende Kai-Uwe Ricke hatte kürzlich in einem Interview gesagt, bei einer weiteren Verzögerung der Fusion entstünde dem Konzern ein Schaden von 740 Millionen Euro. Aktionärsschützer äußerten Zweifel an dem Argument, "Triple Play" sei nur in einem integrierten Konzern möglich. Außerdem bekundeten die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) ebenfalls Unmut über die Umstände der Verschmelzung. Sie verlangten die vollständige Ausschüttung des Bilanzgewinns und damit eine Dividende von 37 Cent statt des gesetzlichen Minimums von 4 Cent.


Quelle: http://www.digitalfernsehen.de vom 4.5.06